TFP-Behandlungsmethode

Die Transference-focused Psychotherapy (TFP) bzw. Übertragungsfokussierte Psychotherapie stellt eine störungsspezifische, empirisch validierte, psychodynamische Methode zur Behandlung der Borderline- und anderen Persönlichkeitsstörungen (Emotional-instabile, Histrionische, Narzisstische, Paranoide, Schizoide) dar. In zahlreichen randomisiert-kontrollierten Studien (Clarkin et al., 2001; Clarkin, Levy et al., 2007; Doering et al., 2010, Levy et al., 2006) konnte nicht nur die Wirksamkeit der TFP nachgewiesen werden, ebenso gelang es eine nachhaltige Veränderung in der Persönlichkeitsstruktur – also bestimmte tiefgehende Bereiche der Persönlichkeit – zu belegen.

Die Grundlagen der TFP wurden seit den 1960er Jahren von Prof. Otto F. Kernberg und seinen Mitarbeiter:innen am Personality Disorders Institute in New York entwickelt. Auf dem Boden der Objektbeziehungstheorie, der Kleinianischen Psychoanalyse und der Ich-Psychologie entwickelte Otto Kernberg ein eigenständiges Modell der Persönlichkeitsentwicklung aus dem sich unterschiedliche Reifegrade der Persönlichkeitsorganisation ableiten lassen. Aufbauend auf den Ergebnissen der Menninger-Studie, konzipierte Otto Kernberg schließlich die TFP-Behandlungsmethode. In dieser Methode verbindet sich die zentrale psychoanalytische Grundhaltung und Technik mit strukturierenden Elementen bei gleichzeitiger Modifikation des therapeutischen Settings.

Es wird davon ausgegangen, dass Patient:innen mit schweren Persönlichkeitsstörungen über eine nicht integrierte und konsolidierte, diffuse mit Spaltungsphänomenen ausgeprägte Identität verfügen. Die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP) stellt einen störungsspezifischen und manualisierten Behandlungsansatz dar, welcher einen Schwerpunkt auf das Durcharbeiten der Übertragungsbeziehung zwischen Patient:innen und Psychotherapeut:innen legt. Somit wird die Beziehungs- und Identitätsstörung in den Mittelpunkt der therapeutischen Arbeit gestellt.

Das Ziel der Behandlung ist das Erreichen einer Reduktion der psychopathologischen Symptome sowie einer Reifung der Persönlichkeitsstruktur, die mit der steigenden Fähigkeit einhergehen befriedigendere zwischenmenschliche Beziehungen zu leben und gelingende soziale sowie berufliche Leistungsfähigkeit zu erreichen. Dieses Verfahren findet zweimal wöchentlich über mehrere Jahre im sitzenden Setting statt.

In jüngster Zeit wurden weitere Anwendungsbereiche, wie die TFP für reifere Persönlichkeitsstörungen (Caligor, Kernberg u. Clarkin, 2009), die TFP-A (Normandin, Ensink u. Kernberg, 2015) für Jugendliche, die TFP-K (Kreft, 2015) für Kinder und die TFP im stationären Setting (Dulz, Lohmer, Kernberg, Wlodarczyk, Dammann) erforscht und weiterentwickelt.

Einen kompakten Überblick der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP) bietet u.a. folgende Literatur.